Monolithische Systeme | Mannheimer Kunstverein 2006
Ein gläserner Kubus inmitten der Fußgängerzone; transparent, aus Klarglas, den Blick nicht verstellend, wohl aber den Weg, der hier vorüberführt. Jochen Kitzbihlers Gedenkskulptur für die während der Nazizeit deportierten und ermordeten jüdischen Bürger Mannheims hat in der Mannheimer Innenstadt einen prominenten Platz gefunden. Die vorliegende Ausstellung gibt einen weiter gestaffelten Einblick in sein bildhauerisches Werk.
Im Zentrum der Ausstellung steht eine Rauminstallation - eine nicht betretbare, monolithähnliche große Bodenform ausgesiebten erodierten Granitsands aus einem Steinbruch des nahe gelegenen Odenwalds stammend. Die Form dieses virtuellen Monoliths wird von einer Laserprojektion überlagert. Eine 27-teilige Fotoserie zeigt ergänzend weichgezeichnete, digital gedruckte Luftbilder der geografischen Verbindungslinie zwischen Ausstellungsort und dem Steinbruch in Lichtenberg.
Dazu kommen fotografische Arbeiten auf der Galerie und Steinarbeiten im Skulpturenhof. Kitzbihler lässt den Formen und Steinen ihre ureigene Form, die er behutsam eher akzentuiert als weitreichend bearbeitet. Der Respekt, den man in den Arbeiten für das verwendete Material spürt, überträgt sich mühelos auf den Betrachter – bei den Steinen ist es die Historie der Erdgeschichte, die in diesen gespeichert ist : Wachsen und Zerfallen - Wandlungsprozesse, die der Künstler in Relation zum Sein des Menschen setzt. Die ungeheuren Zeitspannen, die diese Steine innerhalb ihrer geologischen Kreisläufe durchwandern erhalten sich in Aufbau und Struktur.
Bei seinen Streifzügen in den Bergen fotografiert er Situationen, die zufällig entstanden sind, Ansammlungen von Felsen und Steinen, Ebenen, übersät mit Felsbrocken und den Berg als Ganzes dabei im Hinterkopf. Die wuchtige Monumentalität, das Karge, Nackte des Steins in seiner Schönheit faszinieren den Bildhauer. Mit äußerster Einfühlung umkreist Kitzbihler solche Situationen, topografische Gegebenheiten und macht sie in seinen Arbeiten wieder sichtbar.
Zur Ausstellung erscheint die Buchdokumentation Monolithische Systeme im modo-Verlag, Freiburg.
Martin Stather
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