Absence 2 (WV C 026) 2020
Künstlerforum Bonn, Ausstellung "Raum ist Partitur" 2020 | Bodeninstallation aus Erosions-Lössbrocken, Ansicht vor der Vernissage Gesamtlänge der Reihung: 520 cm | Bild 2 und 3: Spuren nach Eröffnungsperformance | Bild 4: Eröffnungsperformance am 26.09.2020.
Eingeladen zur Gruppenausstellung „Raum ist Partitur“ im Bonner Künstlerforum, entwickle ich eine Fortsetzung des 5 Jahre zuvor realisierten Konzepts Absence 1 (s.S…..). Die gesamte Ausstellung steht im Kontext des Beethoven-Jubiläum-Jahres 2020.
In Absence 2 verwende ich erneut 9 Lössbrocken, postglaziale Löss-Lehm Verdichtungen aus dem heimatlichen Tuniberg. Diese zusammen gebackenen Lehmsand-Fragmente repräsentieren erdgeschichtlich-geologisch als auch in ihrer unmittelbaren Präsenz eine spürbare Dimension von Zeit, Transformation und Zerfall (...in kleiner Einheiten).
Im Bonner Künstlerforum wird die Zeit-Struktur-Transformation mit einer inszenierten Vernissage-Perfomance in eine zugespitzte, nahezu pathetischen Handlung gesteigert. Der natürlich äußerst langsam sich vollziehende Erosionsprozess wird enorm beschleunigt: Drei der insgesamt neun ausgelegten Brocken werden von einem Kugelstoßer aus der Raummitte in die Raumecke geschleudert. Sie verbleiben dort als Sand-Staub-Stücke-Gemisch in der Raumecke, während der Ausstellungszeit. Die drei Aufprallstellen sind ähnlich einer Partitur auf den Wänden sichtbar. Ebenso die drei Leerstellen der entnommenen, „abwesenden“ Brocken aus der linearen Reihung von neun Gesteinen (s. Bild 2).
An der dahinterliegenden Wand, schwerelos, ähnlich einer klassischen Notation, schweben neun Nahaufnahmen von Saturnmonden – es sind jüngste Bild-Ikonen der Wissenschaft, der 10er Jahre des 21. Jahrhunderts. Die Monde, zum Teil mit vorgelagerten oder hinterlagerten Strukturen des Saturnrings wirken in einer schwarz-weiß-negativ-Umkehrung grafisch–idealisiert und überzeitlich Formvollkommen, wenngleich die Form-Wandlungsprozesse in großen Zeitskalen permanent an ihnen wirken (Satellites #01+02: /bild/bildkonzeptionen/satellites-01--02---2020). Sichtbar werden diese kosmischen Kräfte bei näherer Betrachtung etwa in den Kraterstrukturen der vernarbten Mondoberflächen und darüberhinaus nicht zuletzt im nuancierenden Gaswolken-Materiestaub des Saturnrings, einem Relikt früherer, gebundener kosmischer Körper.
(jk 2020)