Tour du monde à la voile 2019

Tour du monde à la voile 2019 (WV C 020)
In-Situ-Installation FRAC d`Alsace, Sélestat | Recycling-Beton-Brocken, mit Stahlarmierungen, 3 Digital-Rollenprints, beidseitig bedruckt | Gesamtgröße: 1300 x 280 x 600 cm | Bild 3: Auswahl der Betonbrocken im Recycling-Werk
Die Installation „Tour du monde à la voile“ (Weltumsegelung) wurde spezifisch für das FRAC Alsace angefertigt und besteht aus drei beidseitig bedruckten Fahnen (oder „Segel“), die sogenannte „Hill Shade Scannings“ zeigen und frei im Raum hängen, ergänzt mit einer Akkumulation von recycelten Abbruch-Betonsteinen, die am Boden arrangiert sind. Die Hill Shade Scannings interpretieren eine Landschaft in Vorarlberg. Es sind wissenschaftliche, übernommene Darstellungen, die erzeugt werden, indem die Erdoberfläche mittels Laser aus dem Flugzeug abgetastet wird. Sie werden in geografisch-kartografischen Zusammenhängen genutzt und dienen darüber hinaus dazu, das Gelände exakt zu analysieren und Vorhersagen zu treffen, über Lawinen, Erdrutsche, Gletscherschmelze.... In der anschließenden Umwandlung der Dateien des Laserscannings in ein digitales Bild (Rendering) werden menschliche Gebäude-Konstruktionen wie auch die Vegetation eliminiert, so dass nur die reine Geländetopografie sichtbar ist (mit Spuren von Wegen und Straßen). Diese Terrainbilder könnten Ansichten der Erde nach dem Verschwinden des Menschen sein. Sie sind übernatürliche Oberflächen Reliefs und scheinbarer Zustand der Erde in reduziert, digitaler s/w-Darstellung. Durch die Installation im Raum, den beidseitigen Druck und die Lichtdurchlässigkeit des Materials, entstehen in der Überlagerung dieser vorgefundenen, räumlich wirkenden Tal- und Bergstrukturen, leichte Ungenauigkeiten oder Verschiebungen. Sie spielen mit dem Moment der Irritation, der Verunsicherung der Wahrnehmung, lassen uns an erdbebenähnliche Erschütterungen denken und erzeugen ein irreales „Science-Fiction“ Bild, in denen Bildraum und realer Raum verschmelzen. Die menschlichen Konstruktionen, die in den Bildfahnen fehlen, tauchen als skulpturale Setzungen in der Rauminstallation wiederum auf. Betonbrocken mit Armierungseisen, Zeugnisse der Zivilisation in den geologischen Schichten der Erde, exemplarische Hinterlassenschaften des Menschen. Die “Tour du Monde a la voile” (dt.: Weltumsegelung) öffnet ein Spannungsfeld zwischen Utopie und Dystopie, vom positiven Bild der Weltumsegelung als individuelle, metaphorische Aneignung der Welt, bis zu der reellen menschengemachten Destruktion.
Felizitas Diering, Direktorin FRAC Alsace, Sélestat 2020