transversal 2003, Kehl

transversal 2003, Kehl im Aufstieg zur Europabrücke (Versetzung 2017)
Vogesengranit und Schwarzwaldgranit | gesägt, gefräst, gebürstet | 212 x 212 x 1170 cm | Fotografie: Martin Albrecht †
Bild 1: vor der Enthüllung Oktober 2003
Bild 2: Skulptur transversal am früheren Standort Bahnhofsvorplatz
Bild 3: Fertigung der Granitblöcke bei Rochus Jogerst GmbH, Oberkirch
Bild 4: Skulptur transversal am früheren Standort Bahnhofsvorplatz
Bild 5: transversal Modellskulptur 2003 | in Originalmaterial | 14 x 14 x 110 cm | Privatsammlung Schweiz
Strukturalismus – Heinz Höfchen 2014 in Katalog jk, “Aus dem Nichts"
Natürlich sind die philosophischen Debatten über die verschiedenen Strukturalismus-Theorien auch eine wesentliche Grundlage für die Rezeption der zeitgenössischen Kunst. Sie spielen eine wichtige Rolle im Hinterkopf der Kunstkritik. Man könnte auch sagen, sie sind zusammengenommen ihr Bauchgefühl. Denn die moderne, strukturalistische Kunstwissenschaft sieht das ästhetische Objekt nicht als einzelnes Artefakt, sondern interessiert sich für die Bewertung allgemeiner struktureller Gesetzmäßigkeiten und ihrer möglicherweise nachhaltigen Wirkungsgeschichte. Da ein wesentliches Merkmal des Begriffs Struktur die wie auch immer geregelte Ordnung impliziert, sind Beliebigkeiten oder gar artistische Willkür ausgeschlossen.
Besonders eine künstlerische Stilfindung im Bereich der konkreten Kunst ist per se strukturell determiniert. Noch eher auf die mathematisch-geometrischen Grundlagen der Konkretion bezogen, hat Max Bill bereits 1949 definiert: konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von harmonischem maß und gesetz. sie ordnet systeme und gibt mit künstlerischen mitteln diesen ordnungen das leben.''
Seitdem hat sich die Liebe zur Geometrie künstlerisch weiterentwickelt – die konkrete Kunst hat mehr und mehr natürliche Prozesse wahrgenommen und visuell einbezogen. Auch im Werk von Jochen Kitzbihler, der als profilierter Vertreter der organischen Konkretion gilt, ist dies unschwer nachvollziehbar. Sein vitales Interesse gilt der Transformation, deren zunächst paradoxes Ziel die Erkenntnis der strukturellen Gleichheit des Gegensätzlichen ist. Zur Verdeutlichung: Ein diesbezüglich grandioses Werkbeispiel Kitzbihlers ist die monumentale Stele transversal aus zwei unterschiedlichen Graniten, nämlich Vogesengranit und Schwarzwaldgranit, die durch die alternierend angeordneten Steinquader aus beiden Ländern am Aufgang zur Europabrücke in Kehl das gemeinsame Wachsen betont.