Gestaltung von Altar, Ambo und Sedilien für St. Nikolaus, Kappelrodeck
Der Gestaltung von Altar, Ambo und Sedilien für St. Nikolaus in Kappelrodeck ging eine Wettbewerbsausschreibung der Erzdiözese Freiburg voraus. Ich danke der Gemeinde für ihr Vertrauen zu einer Umsetzung meines Entwurfes.
Die Realisierung begann im Juli 2010 im Steinbruch und Steinwerk am Zürichsee. Sie war eine Herausforderung, der ich mich mit der Unterstützung von zahlreichen Fachspezialisten (s.u.) gerne gestellt habe. Die gewissenhafte Verwirklichung dieses Projekts hat mir große Freude bereitet.
Zur Idee von Altar, Ambo, Sedilien und Altarkreuz
Der neue Altar, der neue Ambo, die ganze Altarraumgestaltung
nimmt Bezug auf den Kirchenraum St. Nikolaus: Den graugrünlichen Sandstein habe ich auf den im Kirchenraum schon vorhandenen Sandstein und dessen Atmosphäre abgestimmt. Das Material des Altars ist somit in den Raum integriert und hebt sich doch in seiner klar reduzierten Form davon ab. Als Kontrast und Markierung der Mitte gegenüber dem Bisherigen wirkt ebenso das rötliche Kupfer.
Die starke, kreuzförmig konstruierte Kupferplatte, teilt, verbindet und trägt den Altar, der in einer schwerelosen Balance erscheint.
Der für die Messfeier zentrale Gedanke der Teilung und Verbindung von Brot und Wein, von Leben und Tod inspirierte mich zu der Idee eines dreiteiligen Altars, der aus einem einzigen Sandsteinblock in mehrfacher Teilung gefertigt ist:
1. Die Teilung und die Viertelung in der unteren Steintafel des monolithischen Steinblocks darf man gleichsetzen mit der Teilung des Brots, der Zerrissenheit und Hingabe im Tod von Jesus Christus.
2. Mit der Erhöhung der oberen Steintafel entsteht eine Öffnung, ein Leer- und Zwischenraum für eine Neuverbindung (der Menschen mit Gott sowie der Menschen untereinander) durch Jesus Christus.
3. Verbindung wird auch in einem erweiterten Sinne durch das Metall Kupfer symbolisiert, dem Element der Leitung und Verbindung unserer Zeit.
Darüber hinaus nimmt die Form des Altars einen speziellen Bezug auf den weiteren Raum: Er nimmt die Grundform des neugotischen Hochaltars auf und spiegelt dessen vertikale Dreiteilung horizontal wieder. Denn Hochaltar und Gottesdienstaltar sollen eine Einheit bilden, die gemeinschaftlichen Feiern einen Freiraum geben.
Damit ist der Altar auf die Kirche St. Nikolaus in Kappelrodeck hin geschaffen. Er ist traditionsbezogen, aus dem Vorhandenen heraus entwickelt, und mit seiner innovativen Statikkonstruktion ein Original, das dem Zentrum dieser Kirche ein unverwechselbares gegenwärtiges Gesicht gibt.
Der Ambo bildet eine Einheit mit dem Altar und zugleich ein zweites Zentrum des Kirchenraums. Er ist der Ort des Wortes Gottes und des Wortgottesdienstes. Auch er hat eine Mittelachse aus Kupfer, allerdings zeigt sich darüber eine „tiefgründige“ Öffnung. Diese kleine Höhlung erinnert an das Wort (Gottes) aus der Tiefe der Heiligen Schrift, insbesondere an die Worte aus dem Munde Jesu Christi, dem Urgrund christlichen Glaubens und Lebens.
Das geschmiedete Kupfer-Altarkreuz mit einer Haut aus Silberlot entwickelt den beschriebenen Verbindungsgedanken noch einen Schritt weiter. Im wankenden Querbalken zeigt sich der immerwährende „Wechselbeziehung der Gegensätze“
Im narbigen, verschmolzenen Silberlot kündigt sich Erlösung an.
Der Priestersitz und die Sedilien aus Eichenholz sind in ihrer Gestaltung von Altar und Ambo abgeleitet. Das Holz habe ich bewusst entsprechend dem schon vorhandenen Eichenmobiliar ausgewählt. Altar und Ambo bewahren so Ihre Eigenständigkeit als Mittelpunkte der Kirche.
Jochen Kitzbihler, Freier Künstler und Bildhauer, Freiburg i. Br.
zur Altarweihe am 5. Dezember 2010
Mein Dank gilt den Kooperationspartner:
Kuster AG, Steinwerk Freienbach/ CH
Funk Metallgestaltung, Landau/ Pfalz
Schreinerei Heizmann, Freiburg
Rauber, Raumausstattung, Freiburg
Rainer Bliss Naturstein, Oberkirch
Drops 4,567 Milliarden Jahre | Bildinstallation im Meditationsraum des Ernst Lange-Haus | 2012
Drops – 4,567 Milliarden Jahre | 2012
Ernst Lange-Haus, Freiburg | Glasbild mit Mikrostrukturen des Ur-Solarnebels aus Steinmeteoriten | Echtglas bedruckt, partiell mit LED- und Tageslicht durchleuchtet, in lackiertem Holzrahmen.
Die zugrundeliegenden Bildelemente - vom Künstler „Drops“ benannt - sind Mikrostrukturen aus Dünnschliffen von Steinmeteoriten, die als Chondriten bezeichnet werden. Es handelt sich um Mikro-Kristallsstrukturen, sogenannter Chondren, die der Künstler während eines Stipendiums im Sommer 2011 im Planetologischen Institut in Münster selbst mikroskopisch aufnehmen konnte. Die faszinierende Besonderheit dieser Chondren ist, dass diese die gasförmigen, energiereichen Tropfen wiederspiegeln, die zum Zeitpunkt der Entstehung des Sonnensystems in gewaltigen Temperaturwechseln schockartig zu Materie gewandelt wurden. Die Formen sind Zeugnisse und Informationsträger vom Beginn einer sich stetig wandelnden Schöpfungsordnung, in der wir uns heute, einige Milliarden Jahre danach, befinden.
Man findet diese Urformen nur in Steinmeteoriten, die als unverformte Urmaterie zur Erde gelangen – ihre eigentümliche Ausformung erinnert ebenso an die Kulturzeugnisse ethnischer Kulturen, wie auch an moderne Kirchenfenster-Verglasungen.
In den Wandzwischenraum rechts des Bildes sind Worte aus einer Übertragung von Psalm 19.1 als dezente Schrift eingebracht , die poesiehaft die Korrespondenz der Bildstrukturen zu den Schöpfungsbetrachtungen und Gotteszeugnissen im Alten Testament andeutet:
DIE HIMMEL RÜHMEN DEN LICHTGLANZ GOTTES. DAS ENDLOSE WELTALL VERKÜNDET SEINER HÄNDE WERK.
Drops – 4,567 Milliarden Jahre, 2012 | Digitaldruck in Verbund-Sicherheitsglas, lichtdurchlässig im Holzrahmen, verschiebbar | Psalm 19.1 | 160 x 265 cm | Fotografie: Jürgen Rösch, Freiburg
Drops – 4,567 Billion Years Ago, 2012 digital print in laminated safety glass, translucent | psalm 19.1 (on the wall, reight of the picture | 160 x 265 cm | Photography: Jürgen Rösch, Freiburg