157 m ü. N.N. 2000 Herxheim / Pfalz (oberhalb Landauer Kapelle)
157 m ü. N.N 2000 | Herxheim/ Pfalz | Schwedischer Bohus-Granit | gefräst, gespalten, gesägt | 70 x 50 x 410/400 cm | Fotografie Bild 1 und Topbild: Jörg Heieck, Bild 2, 3 u. 4: jk
157 m above sea-level | Swedish Bohus granite | milled, split, sawn | each 70 x 50 x 410/400 cm
Vortrag zur Einweihung der Stelen zur Tag- und Nachtgleiche am 23. September 2000 | Text Jochen Kitzbihler, Vortrag mit Dr. Sieglinde Eberhart
In einer Referenz zu dem griechischen Philosophen Aristoteles schreibt Martin Heidegger in seiner 1969 verfassten Schrift „Die Kunst und der Raum“: „Wir müssen erkennen lernen, daß die Dinge selbst die Orte sind und nicht nur an einen Ort gehören.“
Das Wesen des Ortes, und darum geht es bei der hier plazierten Steinskulptur und landschaftsbezogener Kunst generell, dieses Wesen definiert sich so aus der Identifikation von Ort und Dingen.
Im weiteren reflektiert Heidegger in dieser für die zeitgenössische bildende Kunst bemerkenswerten Schrift die Eigenschaften des Raumes. Der Raum - ist ein Gefüge aus Orten, das dem menschlichen Wohnen „Heimat“ gibt.
Raum und damit auch Landschaftsraum wird hier wahrgenommen als daseinsbezogenes „Gefüge der Orte“. Auf faszinierende Art und Weise kann die gedankliche Herleitung Heideggers auf dieser vom Ackerbau geprägten Anhöhe nicht nur nachvollzogen sondern erlebt und aufgenommen werden.
Das Phänomen Raum, welches im letzten Jahrhundert mathematisch - naturwissenschaftlich zu revolutionierender Dynamik gelangte muß gleichrangig zu ästhetisch - sinnlichem Begreifen geführt werden.
Raum kann als eine „Versammlung von Orten“ (Heidegger) in einer Skulptur erlebt werden. Verlorengegangene Bezüge zu Boden - Raum - unserer letztlich einzigen Bezugsfläche - gilt es durch geistige und künstlerische Impulse für den Jetztmenschen ohne romantisierenden "Rückspiegel" neu zu erschließen. Den Impuls für jene dynamische Sicht - und Wahrnehmungsweise von Zeit, Ort und Raum setzt der Künstler in Form einer bildnerischen Intervention. Intervention wie es treffend der amerikanische Land - art und Post - Minimalist Richard Serra seit den 70 in seinen Werken vermittelt. Intervention ist dabei vielmehr ein mit den Bedingungen abgestimmter Setzungsvorgang als ein Aneignen und Besitzenwollen des jeweiligen Umraums.
Für diese Art des Vorgehens bedarf der Künstler nicht nur einer Korrespondenz zum Raum, sondern geradezu einer „Allianz“ mit der Umgebung, dessen Orten, dessen Dingen, dessen Historie. Diese Allianz wiederum vollzieht sich für den zeitgenössischen Künstler längst nicht mehr in einem Trachten nach der Einheit von Mensch und Natur. Viel eher ist es ein Klärungsprozess in Form eines sich ständig verändernden reibungsvollen Korrespondenzverhältnisses.
Im Wandern, in Bewegung durchziehen wir Orte, begreifen wir den uns umgebenden Raum, er - fahren wir etwas über unser Dasein.
Solche Suche ist sicherlich die maßgebliche Motivation für alle Bewegung aus eigener Kraft. In Bewegung verschmilzt Zeit und Raum : 1 Tag und eine Wegstrecke sind dasselbe.
Im Atmen und Gehen wird von dem Zen - Mönch an der Lösung des Koans - seinem Meditationsrätsel - gearbeitet.
Das englische Wort "travel" hat den gleichen Ursprung wie französisch "travail": Wandern, Reisen vermittelt sich als körperlich - geistige Arbeit - Selbstfindung als Strapaze. Eine unmittelbare körperliche Bewegung im Raum, jenseits aller motorisierten Fluchtversuche, ist noch immer ein wesentlicher Kultur - und Zukunftsaspekt unserer von sesshaftigkeit geprägten Gesellschaft.
Richard Long sagt :
There are millions of stones in the world, and when I make a sculpture, all I do is just take a few of those stones and bring them together and put them in a circle and show you. So as well as finding the right place, you can also bring things together, hopefully in the right way, and say this is what the world is made of. This is a microcosm. This is one way to look at the world. This is my position.
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